5.4 KiB
title | date |
---|---|
Kombinatorik | 2018-10-09 |
Kombinatorik
Elementare Zählprobleme und Grundlegende Regeln
Beispiel
Gegeben
- 3 elementige Menge
M = \{1, 2, 3\}
Frage
Wie viele Möglichkeiten gibt es, 2 Elemente azs M zu ziehen?
Antwort
It depends
--- | geordnet | ungeordnet |
---|---|---|
mit zurücklegen | A: $(1,1),(1,2),(1,3)$ $(2,1),(2,2),(2,3)$ (3,1),(3,2),(3,3) |
D: ${1,1},{1,2}{1,2}$ ${2,2},{3,2}$ \{3,3\} |
ohne zurücklegen | B: $(1,2),(1,3)$ $(2,1),(2,3)$ (3,1),(3,2) |
C: ${1,2},{1,3}$ ${2,3}$ |
Wie viele Möglichkeiten gibt es allgemein, aus einer $n$-elementingen Menge k
elemente zu ziehen?
Zuerst: Einfache Grundregeln
Summenregel
Seien S
, T
endliche Mengen, disjunkt, d.h. S \cap T = \emptyset
(Notation S \dot\cup T
, disjunkte Vereinigung),
dann gilt
| S \dot\cup T | = | S | + | T |
Allgemeiner: Gegeben S_1, S_2, ... S_n
, endliche, disjunkte Mengen, dann gilt
| \dot\cup^n_{i=1} S_i | = | S_1 | + | S_2 | + ... + | S_n | = \sum\limits^n_{i=1} | S_i |
Produktregel
Seien S
, T
endliche Mengen, dann gilt
| S \times T | = | S | \cdot | T |
wobei
S \times T = \{(s,t) \mid s \in S, t \in T \}
Allgemeiner: Gegeben S_1, S_2, ... S_n
endliche Mengen, dann gilt
\vert S_1 \times S_2 \times ... S_n \vert = \vert S_1 \vert \cdot \vert S_2 \vert \cdot ... \vert S_n \vert
Beispiel
S_1, ..., S_n = \{0, 1\}, n = 64 \\
\vert S^n \vert = \vert \{0,1\}^{64} \vert = 2^{64}
Anzahl der Zustände eines 64-bit Registers.
Gleichheitsregel
Seien S
, T
endliche Mengen und f: S \to T
eine bijektive Abbildung, dann gilt
\vert S \vert = \vert T \vert
(eigentlich: Definition von "gleich groß")
Allgemeiner: Seien S
, T
endliche Mengen und f: S \to T
eine k
auf 1
Abbildung, d.h. \forall t \in T
gilt
\vert\{s \in S \mid f(s) = t \}\vert = \vert f^{-1}(t) \vert = k
dann gilt
\vert S \vert = k \cdot \vert T \vert
Damit können wir nun die Fälle A - D untersuchen.
Fall A
In Fall A zählen wir $k$-Tupel mit Komponenten aus der $n$-elementigen Menge M
, d.h. Elemente aus
M \times M \times ... M = M^k
Aus der Produktregel folgt: Es gibt \vert M \vert^k = n^k
Möglichkeiten
Satz
Die Anzahl der $k$-Tupel mit Komponenten aus einer $n$-elementigen Menge ist
n^k\\
\Box
Fall B
Wir ziehen aus einer $n$-elementigen Menge ohne zurücklegen
- Für die erste Komponente haben wir
n
Möglichkeiten - Für die zweite Komponente haben wir
n - 1
Möglichkeiten - usw.
D.h. insgesamt haben wir n(n-1)(n-2)...(n-k+1) = n^{\underline{k}}
Möglichkeiten ($k$-te absteigende Faktorielle).
Satz
Die Anzahl der $k$-Tupel mit paarweise verschiedenen Komponenten aus einer $n$-elementigen Menge ist
n^{\underline{k}} = n\cdot(n-1)\cdot...\cdot(n-k+1)
Wichtiger Spezialfall:
n = k
Dann ist das nichts anderes als die Anzahl der Permutationen von n
Elementen
Beispiel
n = 3 \\
M = \{1,2,3\}
Mögliche Permutationen: (123), (132), (213), (231), (312), (321)
3! = 3\cdot2\cdot1
Möglichkeiten
n! = n\cdot(n-1)\cdot...\cdot2\cdot1
Möglichkeiten
Bemerkung: Es gilt
n^{\underline{k}} = \frac{n!}{(n-k)!}
Fall C
Wir zählen die Anzahl der $k$-elementigen Teilmengen einer $n$-elementigen Menge.
Von fall B zu Fall c durch ignorieren der Reihenfolge.
Beachte die Abbildung die einem $k$-Tupel mit paarweise verschiedenen Komponenten (i_1, ..., i_k)
die $k$-elementige
Teilmenge \{i_1, ..., i_k\}
zuordnet. Diese Abbildung ist k!
- auf -1
da jede $k$-elementige Teilmenge auf $k!$
Arten angeordnet werden kann.
Damit folgt (Gleichheitsregel)
Satz
Die Anzahl der $k$-elementigen Teilmengen einer $n$-elementigen Menge ist
\binom{n}{k} = \frac{n^{\underline{k}}}{k!} = \frac{n!}{k!(n-k)!}
\binom{n}{k}
ist der Binomialkoeffizient.
Beispiel
n = 3, k = 2 \\
\binom{3}{2} = \frac{3!}{2! \cdot 1!} = \frac{3\cdot2}{2} = 3
Fall D
Hier zählen wir Multimengen. In einer Multimenge können Elemente mehrfach vorkommen, mit Vielfachheit.
In $k$-elementigen Multimengen addieren sich die Vielfachkeiten zu k
.
Wir wollen die Gleichheitsregel anwenden. Dazu folgende Kodierung einer Multimenge:
- Zwei Symbole
*
und|
- Wir schreiben
t
Sterne*
falls ein Elementi
Vielfachkeitt
hat - Übergang von
i
zui-1
wird gekennzeichnet durch|
Beispiel 1
M = \{1,2,3,4,5\}
und Multimenge S = \{1,1,1,3,3,4,4,4\}
wird kodiert als
*** | | ** | *** |
Beispiel 2
T = \{1,1,5,5\}
wird kodiert als
** | | | | **
Jede $k$-elementige Multimenge einer $n$-elementigen Menge entspricht eindeutig einer Sequenz aus k
*
Symbolen und
n-1
|
Symbolen.
Jede Sequenz von k
*
Symbolen und n-1
|
Symbolen entspricht genau einer $k$-elementigen Multimenge.
Abbildung Multimenge \to
Kodierungssequenz ist bijektiv.
Wegen der Gleichheitsregel können wir also genausogut die Anzahl der möglichen Kodierungssequenzen zählen.
Kodierungssequenz hat die Länge (n-1)+k
und an k
Stellen steht ein *
. Dann gibt es genau $\binom{n-1+k}{k}$
solcher Sequenzen.
Satz
Die Anzahl der $k$-elementigen Multimengen einer $n$-elementigen Menge ist
\binom{n-1+k}{k}
Beispiel
25 Eissorten. Wie viele mögliche Eisbecher mit 5 Kugeln gibt es?
Antwort:
n = 25, k = 5 \\
\binom{25-1+5}{5} = \binom{29}{5} = 118755